PD Dr. med. Michael A. Überall |
Die Änderung der Approbationsordnung für Ärzte scheint
geringfügig – eine Zahl, ein Wort. »Doch für Patientinnen und Patienten mit
chronischen Schmerzen ist sie ein Durchbruch«, erklärt PD Dr. med. Michael A. Überall, Nürnberg, Präsident der Deutschen Schmerzliga e.V. »Die
Schmerzmedizin wird Pflichtfach im Medizinstudium.« »Endlich! Es
ist eine riesige Freude, dass unser jahrelanger Einsatz für eine bessere
Versorgung von Schmerzpatienten politisch umgesetzt wurde und die
Schmerzmedizin zukünftig als Querschnittsfach zum Medizinstudium gehören wird«,
ergänzt Dr. med. Marianne Koch, die langjährige Präsidentin und jetzige
Ehrenpräsidentin der Patientenorganisation.
Am 11. Mai 2012 hat der Bundesrat der Verordnung zur
Änderung der Approbationsordnung für Ärzte zugestimmt. Damit wird die
Schmerzmedizin zum Pflichtfach im Medizinstudium. Alle angehenden Ärzte werden
auf dem Gebiet der Diagnostik, Therapie und Prävention chronischer Schmerzen
ausgebildet. »Die Universitäten sind jetzt verpflichtet, Schmerzmedizin zu
unterrichten und ab 2016 müssen Medizinstudenten, die sich zum zweiten
Staatsexamen anmelden, entsprechende Leistungsnachweise vorlegen«, erklärt PD
Dr. Michael A. Überall, Nürnberg, Präsident der Deutschen Schmerzliga e.V.
Seit mehr als 20 Jahren setzt sich die Deutsche
Schmerzliga für eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen
ein. Diese hängt vor allem auch von einer guten Ausbildung der Ärzte auf dem
Gebiet der Schmerzmedizin ab. »Tatsache war jedoch, dass Ärzte ihr Studium und
ihre Facharztausbildung abschließen konnten, ohne jemals mit dem Thema in
Berührung gekommen zu sein,« betont Überall. »Die enormen Fortschritte in der
Schmerzmedizin kamen bei den Patienten nicht an, weil die Ärzte nicht gelernt
hatten, wie sie chronische Schmerzen diagnostizieren, behandeln und ihnen vor
allem vorbeugen können.«
Die neue Approbationsordnung, die unter
Gesundheitsminister Christian Bahr auf den Weg gebracht wurde, wird dies nun
hoffentlich ändern: Ab 2016 ist die Ausbildung in Schmerzmedizin eine der Voraussetzungen,
um zum medizinischen Staatsexamen zugelassen zu werden.
»Die bessere Breitenausbildung der Medizinstudenten in
Schmerzmedizin ist ein wichtiger Meilenstein«, sagt Dr. Überall. Allerdings
sind nach Auffassung der Patientenorganisation weitere Schritte erforderlich,
um die schätzungsweise 15 Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen besser
zu versorgen. Dies gilt insbesondere für jene fünf bis sechs Millionen
Patientinnen und Patienten, deren Schmerz sich verselbstständigt hat und die daher
an einem eigenständigen Krankheitsbild, der chronischen Schmerzkrankheit
leiden. »Die Deutsche Schmerzliga wird sich nicht nur dafür einsetzen, dass ein
Facharzt für Schmerzmedizin geschaffen wird, der für die Therapie dieser
komplexen Erkrankung qualifiziert und ausgebildet ist«, sagt Dr. Überall,
sondern auch dafür, dass »die Schmerzmedizin als ein an den
Patientenbedürfnissen orientiertes fachgebietsübergreifendes Querschnittsfach
nicht nur formal sondern auch konkret realisiert wird«.
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