Donnerstag, 24. Mai 2012

»Eine wichtige Entscheidung für Schmerzpatienten und für eine bessere Schmerztherapie« /Deutsche Schmerzliga begrüßt das Votum des Petitionsausschusses, starke Schmerzmittel von der Austauschpflicht auszunehmen

»Für Millionen Patienten mit starken chronischen Schmerzen ist die gestrige Entscheidung des Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages eine gute Nachricht«, erklärt Dr. med. Marianne Koch, Ehrenpräsidentin der Deutschen Schmerzliga. »Wir freuen uns sehr, dass der Ausschuss unsere Forderung unterstützt, starke Schmerzmittel von der automatischen Austauschpflicht gegen Medikamente auszunehmen, mit denen die jeweilige Krankenkasse des Patienten einen Rabattvertrag abgeschlossen hat«, sagt  Privat Dozent Dr. med. Michael A. Überall, Nürnberg, Präsident der Deutschen Schmerzliga.

Im Januar 2011 hatte Dr. Marianne Koch als Präsidentin der Deutschen Schmerzliga eine Petition beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages eingereicht: Starke Schmerzmittel sollen aus der automatischen Austauschpflicht gegen ein Arzneimittel herausgenommen werden, mit dessen Hersteller die Krankenkasse des Patienten einen Rabattvertrag abgeschlossen hat. Denn Umfragen der Patientenorganisation belegen, dass Patienten, die gut auf eine medikamentöse Schmerztherapie eingestellt sind, vermehrt unter Schmerzen oder mehr unerwünschten Nebenwirkungen leiden, wenn das Präparat ohne medizinischen Grund ausgetauscht wird. Mehr als 72.000 Menschen hatten diese Petition unterstützt.

Bei einer öffentlichen Anhörung vor dem Petitionsausschuss im Mai letzten Jahres hatte Dr. Marianne Koch die Forderungen der Patientenorganisation erläutert und berichtet, dass etwa 70 Prozent der Patienten Probleme bei einer Umstellung hätten und dass darüber hinaus viele Patienten mehrfach oder immer wieder umgestellt würden.

»Die einstimmige Entscheidung des Petitionsausschusses unser Anliegen ernst zu nehmen, die Petition an das Bundesministerium für Gesundheit zu überweisen und den Fraktionen zur Kenntnis zu geben, belegt, dass die Politiker nachvollziehen können, dass chronische Schmerzpatienten besondere Bedürfnisse haben und das starke Schmerzmittel, Opiate, die dem Betäubungsmittelrecht unterstehen, eine besondere Substanzklasse sind«, erklärt Schmerzliga-Präsident PD Dr. Michael A. Überall. »Nun liegt der Ball wieder im Gesundheitsministerium und es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen«, so der Schmerztherapeut und Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin weiter, »dass der Ball dort nun nicht in einer Ecke liegen bleibt, sondern dass schnellstmöglich die erforderlichen Entscheidungen getroffen werden, damit die Schmerztherapie wieder von den medizinischen Erfordernissen der Patientinnen und Patienten und nicht von Rabattverträgen bestimmt wird.«

Dienstag, 15. Mai 2012

Ein Durchbruch für Patienten: Schmerzmedizin wird Pflichtfach im Medizinstudium / Deutsche Schmerzliga begrüßt neue Approbationsordnung für Ärzte

PD Dr. med. Michael A. Überall
Die Änderung der Approbationsordnung für Ärzte scheint geringfügig – eine Zahl, ein Wort. »Doch für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen ist sie ein Durchbruch«, erklärt PD Dr. med. Michael A. Überall, Nürnberg, Präsident der Deutschen Schmerzliga e.V. »Die Schmerzmedizin wird   Pflichtfach im Medizinstudium.« »Endlich! Es ist eine riesige Freude, dass unser jahrelanger Einsatz für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten politisch umgesetzt wurde und die Schmerzmedizin zukünftig als Querschnittsfach zum Medizinstudium gehören wird«, ergänzt Dr. med. Marianne Koch, die langjährige Präsidentin und jetzige Ehrenpräsidentin der Patientenorganisation.

Am 11. Mai 2012 hat der Bundesrat der Verordnung zur Änderung der Approbationsordnung für Ärzte zugestimmt. Damit wird die Schmerzmedizin zum Pflichtfach im Medizinstudium. Alle angehenden Ärzte werden auf dem Gebiet der Diagnostik, Therapie und Prävention chronischer Schmerzen ausgebildet. »Die Universitäten sind jetzt verpflichtet, Schmerzmedizin zu unterrichten und ab 2016 müssen Medizinstudenten, die sich zum zweiten Staatsexamen anmelden, entsprechende Leistungsnachweise vorlegen«, erklärt PD Dr. Michael A. Überall, Nürnberg, Präsident der Deutschen Schmerzliga e.V. 

Seit mehr als 20 Jahren setzt sich die Deutsche Schmerzliga für eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen ein. Diese hängt vor allem auch von einer guten Ausbildung der Ärzte auf dem Gebiet der Schmerzmedizin ab. »Tatsache war jedoch, dass Ärzte ihr Studium und ihre Facharztausbildung abschließen konnten, ohne jemals mit dem Thema in Berührung gekommen zu sein,« betont Überall. »Die enormen Fortschritte in der Schmerzmedizin kamen bei den Patienten nicht an, weil die Ärzte nicht gelernt hatten, wie sie chronische Schmerzen diagnostizieren, behandeln und ihnen vor allem vorbeugen können.«
Die neue Approbationsordnung, die unter Gesundheitsminister Christian Bahr auf den Weg gebracht wurde, wird dies nun hoffentlich ändern: Ab 2016 ist die Ausbildung in Schmerzmedizin eine der Voraussetzungen, um zum medizinischen Staatsexamen zugelassen zu werden. 

»Die bessere Breitenausbildung der Medizinstudenten in Schmerzmedizin ist ein wichtiger Meilenstein«, sagt Dr. Überall. Allerdings sind nach Auffassung der Patientenorganisation weitere Schritte erforderlich, um die schätzungsweise 15 Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen besser zu versorgen. Dies gilt insbesondere für jene fünf bis sechs Millionen Patientinnen und Patienten, deren Schmerz sich verselbstständigt hat und die daher an einem eigenständigen Krankheitsbild, der chronischen Schmerzkrankheit leiden. »Die Deutsche Schmerzliga wird sich nicht nur dafür einsetzen, dass ein Facharzt für Schmerzmedizin geschaffen wird, der für die Therapie dieser komplexen Erkrankung qualifiziert und ausgebildet ist«, sagt Dr. Überall, sondern auch dafür, dass »die Schmerzmedizin als ein an den Patientenbedürfnissen orientiertes fachgebietsübergreifendes Querschnittsfach nicht nur formal sondern auch konkret realisiert wird«.